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Die J12 von Chanel – das Alter der Vernunft

Nichts ist schwieriger, als eine Uhrenlegende zu verändern, ohne sie in etwas anderes zu verwandeln. Dieses Facelift ist bei der neuen J12 gelungen, die mit kaum wahrnehmbaren Veränderungen daherkommt.

von Isabelle Cerboneschi

Vor nun fast 20 Jahren erschien J12 in der Welt der Uhrmacherkunst. Mit dieser Uhr hatte keiner gerechnet. Es war auch kaum zu fassen. Was hatte eine maskuline Uhr in der, vornehmlich weiblichen, Welt von Chanel zu suchen? Aber sie war ein Wunschkind – dem unbedingten Wunsch von Jacques Helleu entsprungen, der damals als künstlerischer Direktor die Bereiche Parfums und Uhren bei Chanel verantwortete. Helleu, stets in Schwarz-Weiss gekleidet und mit unglaublicher Eleganz, beissendem Humor sowie exquisitem Geschmack gesegnet, hatte die Uhr vor allem für sich selbst entworfen.

Es ist der Zeitmesser eines egoistischen Ästheten: eine Sportuhr aus schwarzer, glänzender Keramik, inspiriert von der Welt des Automobils und vom Segelsport gleichermassen. Letzterem verdankt die Uhr auch ihren Namen – die J12 wurde benannt nach einer Bootsklasse für Segeljachten, die am America’s Cup teilnehmen. «Ich habe sie für mich kreiert», so Helleu. «Ich wollte eine Uhr, so schwarz und glänzend wie eine Lokomotive von Raymond Loewy.» 2003, drei Jahre nach der Markteinführung, erschien eine weisse Version. Schwarz und Weiss, der Inbegriff von Stil und Eleganz. «Schwarz ist vollkommen. Weiss auch. Zusammen sind sie pure Harmonie», wusste schon Coco Chanel.

Gründung
1910
Gesellschaftsform
Unabhängiges Unternehmen in Familienbesitz
Direktion
Frédéric Grangié, Präsident der Uhren- und
Schmucksparte von CHANEL
Anzahl Mitarbeiter
Keine Angaben
Bedeutendste Kollektionen
J12, Première, Boy.Friend, Mademoiselle Privé, Monsieur de CHANEL
Bestseller
Keine Angaben
Verkaufspreise
Keine Angaben
Jahresproduktion
Keine Angaben

www.chanel.com

Zeit für Veränderungen

2019 nahm sich Arnaud Chastaingt, Direktor des Chanel Designstudios, dieses legendäre Uhrenmodell vor. Er wollte es jedoch nicht völlig überarbeiten – Ziel war vielmehr, die Uhr auf die aktuelle Zeit einzustellen. Die Herausforderung: Alles zu ändern, ohne etwas zu ändern. Dabei ging er vor wie ein impressionistischer Maler: in kleinen Schritten. Wenn man nun das Modell aus dem Jahr 2000 neben das Modell von 2019 legt, kann man sich einen Spass daraus machen, die Unterschiede zu suchen. Allerdings wird man mit grosser Wahrscheinlichkeit einige davon übersehen, da sie kaum wahrnehmbar sind. Das erste, was man an einer Uhr betrachtet, ist das Gehäuse: seine Grösse, seine Form, sein Material. Das Gehäuse der J12 ist etwas dicker, doch diese Änderung ist aufgrund des gewölbten Profils kaum sichtbar. Anschliessend fällt der Blick auf das Zifferblatt – das unverwechselbare Gesicht einer jeden Uhr. Um die Öffnung des Zifferblatts der J12 zu vergrössern, wurde die Lünette verfeinert und die Rillenanzahl von 30 auf 40 erhöht. Es wird ausserdem von neuen, nun gleich breiten Zeigern durchzogen.

Diese zeigen die Stunden und Minuten anhand von Keramikziffern an. Die Typographie der Ziffern wurde vom Chanel Designstudio komplett überdacht und verfeinert, gleiches gilt für Indizes und Eisenbahnminuterie, die in neuem Design erscheinen. Die Krone wurde dezent verkleinert und der Keramik-Cabochon abgeflacht. Beim legendären Armband der J12 wiederum wurden die Glieder verlängert, um ihnen Schwung zu verleihen und sie noch eleganter erscheinen zu lassen.

Am offenen Herzen

Kommen wir zum Wesentlichen: das Herz der Uhr. Die neue J12 verfügt über ein Monoblock-Keramikgehäuse mit Saphirglasboden, durch den sich das neue Kaliber 12.1 bewundern lässt – ein Automatikwerk, das durch die COSC als Chronometer zertifiziert und von der neuen Schweizer Manufaktur Kenissi exklusiv für das Haus entwickelt wurde. Das neue Kaliber 12.1 ist mit einer perfekt kreisförmigen Schwungmasse aus Wolfram ausgestattet, die im Chanel Designstudio entwickelt wurde, und bietet eine Gangreserve von circa 70 Stunden. Es ändert sich alles. Und nichts. Die J12 wurde entworfen, um die Jahrzehnte zu überdauern, ohne dabei etwas von ihrer Modernität einzubüssen. Es war also riskant, Hand an diese Ikone zu legen. Und dennoch wird bei einem Vergleich der beiden Modelle deutlich, dass die Veränderungen die J12 unmerklich moderner, zeitgemässer machen. So geht sie mit der Zeit und bleibt doch dieselbe.

Die Schauspielerin Carole Bouquet, Chanel-Muse.
Die Schauspielerin Lily-Rose Depp, Chanel-Muse.

Die Sekunde, die alles verändert hat

Jacques Helleu, der den Bereichen Parfums und Uhren bei Chanel als künstlerischer Direktor vorstand, führte die Mode der Musen in dem Haute-Couture-Haus ein. Er verlieh dem Parfum Chanel N°5 ein Gesicht: das der Schauspielerin Catherine Deneuve. Er war es auch, der Carole Bouquet und Ali MacGraw entdeckte, um nur einige wenige zu nennen. Insofern erstaunt es nicht, dass Chanel sich für die Kampagne zur Einführung der neuen J12 an diese legendären Musen wendet. Das in der Pariser Rue Cambon ansässige Haus bat neun seiner Musen nach der «Sekunde, die ihr Leben verändert hat». Gefilmt in Schwarz-Weiss von der Fotografin Brigitte Lacombe, erzählen Ali MacGraw, Keira Knightley, Naomi Campbell, Claudia Schiffer, Vanessa Paradis, Lily-Rose Depp, Carole Bouquet, Anna Mouglalis und Liu Wen von der Sekunde, die die Ordnung ihres Lebens zum Einsturz brachte. «Ich erwartete mein zweites Kind und fragte mich, wie ich es ebenso sehr lieben könnte wie das erste. In der Sekunde, in der es geboren wurde, hatte ich die Antwort», erzählt Carole Bouquet. «Mein Leben änderte sich in der Sekunde, als mein kleiner Bruder zur Welt kam», offenbart Lily-Rose Depp. Die Sekunde, die alles verändert …