„Wer die genaue Uhrzeit erfahren möchte, der benutze eine Quarzuhr. Wer aber ein wirklich wertvolles Stück Zeit am Handgelenk tragen möchte, der kaufe eine Uhr, die im Vallée de Joux gefertigt wurde.“ Diese Feststellung aus einem Artikel der Financial Times deutet die Kostbarkeit der Uhrenerzeugnisse aus dem Vallée de Joux an und zeigt, dass diese weit mehr sind als bloß ein Gerät zur Messung der Zeit. Auf wenige Quadratmeter verteilen sich hier zahlreiche namhafte Hersteller, darunter Weltmarken wie Jaeger-LeCoultre, Audemars Piguet und Breguet. Doch was machte das verschlafene Nest im Schweizer Juragebirge zum Epizentrum der Schweizer Luxusuhrenindustrie?
Who-Is-Who der Luxusuhrenindustrie
Im oftmals als „Tal der Uhren“ bezeichneten Vallée de Joux scheint die Zeit still zu stehen – gerade einmal rund 6000 Einwohner tummeln sich in diesem völlig abgeschlossenen Hochtal im Schweizer Jura. Dazu im Winter noch eine Handvoll Touristen, welche eine der unzähligen Langlauf-Loipen entlang gleiten oder eine Schneewanderung auf dem zugefrorenen Lac de Joux genießen wollen. Und dennoch findet sich hier kein Ort, der sich nicht mit einem oder mehreren Global Playern des exquisiten Uhrmacherhandwerks in Verbindung bringen ließe.
Heute existieren hier fast 40 Manufakturen und Zulieferbetriebe, auf einen Uhren- bzw. Uhrwerkehersteller kommen somit gerade einmal 150 Einwohner. Audemars Piguet, Blancpain, Frédéric Piguet findet man in Le Brassus; Jaeger-LeCoultre und Vacheron Constantin sind in Le Sentier ansässig; Breguet und Claude Meylan sind vor Ort in L’Abbaye; und Lemania ist in L’Orient beheimatet. Neben den Großen der Branche befinden sich im Vallée de Joux auch winzige Manufakturen, die nur einige wenige Zeitmesser pro Jahr herstellen und dennoch – wie etwa Philippe Dufour – weltweites Ansehen genießen.
Mehr Uhrmacherkompetenz auf weniger Raum geht nicht.
Uhrenherstellung zunächst ein Teilzeiterwerb
Warum gerade in dieser Region eine solch hohe Dichte an famosen Uhrmachermeistern auftritt, ist nicht hinlänglich bekannt. Die Vermutungen reichen von der Spezialistenförderung durch die Abgeschiedenheit des Tales bis hin zu einem Herüberschwappen des Uhrenhandwerks vom nicht weit entfernten Genf. Dokumentiert ist, dass sich bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts erste Ateliers etablierten – meistens gegründet von Bauern, welche die schroffen Winter dafür nutzten um Uhrenkomponenten anzufertigen.
Dass das Handwerk mit kleinen mechanischen Teilchen eine einträgliche und erquickende Tätigkeit darstellt, hat sich in der Folge schnell herumgesprochen. So breitete sich der Beruf des Uhrmacher-Erwerbsbauern, welcher im Sommer die Felder bewirtschaftete und im Winter an Roh- und Räderwerken sowie Gehäusen tüftelte, in der Region aus. Mit dem Anfang der Industrialisierung entstanden zahlreiche Uhrenfabriken um den Lac de Joux, welche vom Know-How des Uhrmacherhandwerks in der Region profitieren konnten und seither eine Erfolgsgeschichte sondergleichen hinlegten.
Profiteur des Quarzkrisenendes
Nachdem in der sogenannten Quarz-Krise der 1970er-Jahre unzählige Uhrenmanufakturen schließen mussten, blüht die „Haute Horlogerie“ des Vallée de Joux derzeit wieder mit Rekordumsätzen auf. In einer Renaissance der Mechanik entdecken die potentiellen Abnehmer die filigrane Technik und die Detailtreue dieses Handwerks wieder für sich. So liegt der Wert der hier hergestellten Uhren in ihrem Innenleben. Natürlich ist eine im Vallée de Joux gefertigte Uhr ein Statussymbol.
Doch mehr als um Prestige geht es dem Uhrenliebhaber um die Qualität der Erzeugnisse und die langjährige Handwerkstradition, die mit dem isolierten Hochplateau im Schweizer Jura in Verbindung gebracht werden. Das Vallée de Joux ist ein Ort, an dem die Zeit so langsam zu vergehen scheint wie noch vor Hunderten von Jahren. Immer im Gleichschritt; genauso wie die kostbaren Oeuvres, die hier hergestellt werden.
Vielleicht ist es ja diese Unvergänglichkeit, diese geradezu mystische Atmosphäre, die das Vallée de Joux zum Tal der Uhren machte.
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